Gedächtnis und Lernen

Vor einem halben Jahr hielt Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt von der Med Uni Graz einen interessanten Vortrag über Gedächtnis und Lernen, sowie altersbedingte Demenz in der MeinMed/MiniMed Reihe. Diesen Vortrag können Sie hier auch selbst anschauen.

In unserem Gedächtnis werden unsere Sinneseindrücke gespeichert. Im sogenannten Ultrakurzzeitgedächtnis bleiben sie nur für weniger als eine Sekunde unbewusst enthalten. Im Kurzzeitgedächtnis werden die unwichtigen Inhalte aussortiert. Nur fünf bis neun Informationsbündel bleiben übrig. Diese können dann in das Langzeitgedächtnis übertragen werden, wo sie für Tage bis Jahrzehnte gespeichert sind.

Beim Langzeitgedächtnis unterscheidet man zwischen dem semantischen Gedächtnis für unsere Erlebnisse und die damit verbundenen Gefühle, für Fakten und Wissen, sowie dem impliziten Gedächtnis für Fähigkeiten wie Schifahren oder Radfahren.

Beim Lesen kann man sich im Allgemeinen nur 10% auf Dauer merken, beim Hören 20%, aber wenn man selbst spricht schon 70%, oder etwas tut sogar 90%. Beim Lernen hilft eine gute Atmosphäre, die Konzentration und Aufmerksamkeit ermöglicht. Den Stoff teilt man am besten in kleine Inhalte, die man gut bewältigen kann. Durch Erfolg, soziale Anerkennung und Wertschätzung werden Glückshormone wie Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet, welche das Lernen und das Gedächtnis fördern.

Wenn man abgelenkt ist, vergisst man leicht auf alltägliche Dinge, wie zum Beispiel wo man den Autoschlüssel hingelegt hat. Das muss aber nicht gleich ein Anzeichen von Demenz sein.

Auch das Langzeitgedächtnis kann täuschen. Wenn man alte Erinnerungen weckt, verknüpft man sie im Arbeitsgedächtnis mit aktuellen Eindrücken. Das verändert die Erinnerung an das lang Zurückliegende.

Unter Demenz versteht man eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses. Sie kann viele Ursachen haben. Am häufigsten davon ist Alzheimer. Schlaganfälle und Parkinson haben einen viel kleineren Anteil.

Als Ursache von Alzheimer gilt die Ablagerung von verändertem Eiweiß, das nicht abgebaut werden kann. Dazu zählt man die Amyloid Plaques und die Tau-Fibrillen. Der amerikanische Arzt David A. Snowdon hat diesen Zusammenhang in einer Untersuchung von Nonnen zwar bestätigt. Allerdings konnte er auch einige finden, die bis zu ihrem Tod trotz schlimmer Ablagerungen noch körperlich und geistig außerordentlich fit waren.

Als Risikofaktoren für Alzheimer gelten Einsamkeit, Depression, Stress und Bluthochdruck, die alle auch zu Schlaganfällen führen können. Dagegen können lebenslanges Lernen und gute soziale Eingliederung die geistigen Reserven erhalten. Die vielfach behauptete vorbeugende Wirkung von Rauchen, Vitamin E oder Alkohol kann Univ.-Prof. Schmidt nicht bestätigen.

Einem Patienten mit Alzheimer gelingt es nicht mehr, neue Erlebnisse in das Langzeitgedächtnis zu bringen. Wenn jemand älter als 65 Jahre ist, immer wieder dieselbe Frage stellt, wichtige Termine vergisst, oder vom Einkaufen nicht mehr nach Hause findet, kann das ein Hinweis auf Alzheimer sein. In der medizinischen Diagnose müssen aber alle anderen möglichen Krankheiten ausgeschlossen werden. Möglicherweise ist auch eine Depression schuld am Gedächtnisverlust. Sie kann vom Psychiater behandelt werden.

Leider lässt sich der Verlauf von Alzheimer mit den heute verfügbaren Medikamenten nur um ein bis zwei Jahre verlangsamen. Für die Angehörigen und die Patienten ist eine gute Betreuung über den Krankheitsverlauf hinweg wichtig. Hierüber kann der Hausarzt informieren.

Verwendete Quellen

Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt Demenz: Gedächtnis und Lernen verstehen (Webinar 6-12-2021)

Jaime Kulisevsky Role of Dopamine in Learning and Memory

George A Miller The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information